Die Kommunen in der deutschen Inflation 1914 bis 1923
Bereits seit 2003 wird die historische Veranstaltung jährlich durch das Europabüro des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) in Zusammenarbeit mit der Bürogemeinschaft der bayerischen, baden-württembergischen und sächsischen Kommunen abgehalten. Pandemiebedingt war dies jedoch die erste historische Veranstaltung seit 2019. Nach einer Begrüßung und thematischen Einführung durch Herrn Dr. Klaus Nutzenberger, Direktor des Europabüros des DStGB, sowie Herrn Nicolas Lux, Leiter des EBBK, präsentierte Herr Prof. Dr. Sebastian Teupe seine Forschung zum Thema. Betrachtet wurden u. a. die Geldpolitik der deutschen Reichsregierungen während und nach dem Ersten Weltkrieg, die Politisierung der damaligen Reichsbank, die zu einem Vertrauensverlust auf internationalen Finanzmärkten führte, sowie die Auswirkungen der Reparationszahlungen, die dem Deutschen Reich durch den Versailler Friedensvertrag auferlegt wurden. Zudem wurde die Hyperinflation ab Juni 1922 thematisiert, die Ende 1923 ihren Höhenpunkt nahm. Herr Prof. Dr. Teupe ging außerdem auf die fast vollständige Abschaffung der steuerlichen Autonomie der Kommunen nach dem Ersten Weltkrieg ein. Die Frage, wer durch die deutsche Inflation tatsächlich „verloren“ und „gewonnen“ habe, konnte der Vortrag nicht abschließend beantworten. Jedoch, so wandte Prof. Dr. Teupe ein, sind die Kommunen durch die inflationsbedingte Entwertung ihrer vorher hohen Schuldenberge nicht zu den klaren Verlierern der Inflation in Deutschland zu zählen. Dies träfe eher auf den damaligen Mittelstand und den privaten Sektor zu, was in den Folgejahren zu akuter privater Kapitalknappheit im Inland führte. Dies wiederum beförderte eine hohe Auslandsverschuldung der Kommunen in den Folgejahren mit gravierenden Folgen während der Großen Depression ab 1929. Nach einer angeregten Diskussion mit dem Publikum stellte Herr Dr. Nutzenberger in seinem Schlusswort die Frage in den Raum, ob eine hohe Inflation bis heute ein Indikator von politischen und gesellschaftlichen Krisen sei.